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Gutshaus Groß Salitz

PROJEKTBETEILIGTE

Bauherrin:            privat

Bauforschung:     Gordon Thalmann M.A., Bauhistoriker und Holzschutzsachverständiger

Restaurator:         Björn Scheewe, Diplomrestaurator (FH)

Statik:                  Cornelius Back, berantender Ingenieur

Unterstützung:    Gerlind und Ernst Denert-Stiftung

                            Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Südwestlich von Gadebusch liegt der Kirchort Groß Salitz, der schon im Jahre 1230 im Ratzeburger Zehntregister erstmals urkundlich erwähnt wird, damals in der Schreibweise „Zadewalz“. Schon im Jahre 1326 wird im Mecklenburgischen Urkundenbuch (Urkunde Nr. 4738) auch erstmals die für den Ort über Jahrhunderte prägende Familie von Lützow als besitzend in Groß Salitz genannt. Das heute noch erhaltene Gutshaus in Groß Salitz ist um einiges jünger und zählt dennoch zu den ältesten in der Region erhaltenen. Im Zuge der laufenden Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen konnten zum Gebäude einige neue bauhistorische Erkenntnisse gewonnen werden.

Das Gutshaus Groß Salitz steht auf nach Norden erheblich abfallendem Gelände, dessen Senke einen Graben bzw. Teiche bilden. Diese Struktur wird aus archäologischer Sicht als Relikt einer mittelalterlichen Hofbefestigung angesehen und legt damit nahe, dass am Ort die Tradition als herrschaftlicher Wohnplatz weit über das heute vorhandene Gebäude zurückreicht. Später wurden die Gräben in den Gutsgarten gestalterisch einbezogen. Der Geländesprung wurde geschickt für eine Teilunterkellerung im rückwärtigen Bereich genutzt. Über diesem massiv errichteten gewölbten Keller beziehungsweise im südlichen Teil Sockel erhebt sich ein Fachwerkbau von zwei Etagen mit hohem Walmdach. Besonders ins Auge fallen dabei Merkmale älterer Bauwerke wie das vorkragende Obergeschoss mit der gekehlten Zierform der Schwellbalken, oft als Schiffskehle bezeichnet, sowie in ungewöhnlicher Weise ausgemauerte Gefache. Die Backsteine sind hier statt in den gewohnten horizontalen Schichten auch senkrecht stehend, als Zickzack oder wellenartig auf- und absteigend dekorativ versetzt worden. Der Fassade wird so eine flächige individuelle Gestaltung verliehen, die sich in den Rahmungen der konstruktiven Fachwerkhölzern erstreckt.

Teilweise reicht die Geschichte dieser Motive bis ins 16. Jahrhundert zurück, sie wurden jedoch im späten 17. Jahrhundert immer noch verwendet. Die kräftigen Fußbänder und Schiffskehlen, die zur Kante ausgezogen wurden, finden sich zum Beispiel schon am Speicherbau des Domhofs in Schwerin von 1574(i). Dekorative Zierausfachungen sind ebenfalls auch schon an älteren Bauten nachweisbar, wie beispielsweise an der Kirche Zierzow von 1572(i), wirken aber länger nach, wie das auf das Erbauungsjahr 1669 datierte Gutshaus Walsmühlen zeigt. Ebenfalls noch bis in die Zeit um 1700 anzutreffende Formen sind die Vorkragung des Oberstockes und Art der Profilierung der Balkenköpfe mit einfacher kräftiger Wulst mit oberer und unterer Platte, wie sie ähnlich auch am wenige Kilometer von Groß Salitz entfernten Gutshaus Ganzow (Kernbau 1688(d), dort die Form ergänzt um eine Kehle) nachweisbar sind. Klarheit zur Datierung konnte nun die bauhistorische Untersuchung durch Gordon Thalmann schaffen, die durch dendrochronologische Untersuchung das Erbauungsjahr 1685 ermittelte.

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